Schönen guten Tag werte Leidgenossinnen und Genossen,
mein Name ist Marcus, ich möchte mich Euch gern vorstellen und meine langjährigen Erfahrungen mit dem, mir erst seit einigen Wochen bekannten Sebhorroischen Ekzem teilen.
Ich bin jetzt im 30. Lebensjahr und die ersten Symptome traten bei mir so mit 14-15 Jahren auf, erinnern kann ich mich besonders an brennende Augenlieder und schuppige Augenbrauen.
Dann ging es auf die Nasenflügel über bis hin zu den Wangenknochen. Ich habe 2 Theorien diesbezüglich. Zum einen habe ich mich in der Pubertät viel zu oft und unnötig mit Nivea eingeschmiert (die blaue, allseits bekannte, flache Dose) und mir damit vermutlich meine Haut über Jahre versaut.
Mit 13-14 Jahren habe ich mir die Haare beim Friseur blond färben lassen und kann mich noch gut daran erinnern, was ich danach für eine heftige Schuppenbildung auf der Kopfhaut hatte, diese blieb über Jahre bis ich über Garnier Anti-Schuppen-Shampoo (mäßige Hilfe) zu Head'n'Shoulders (Classic Clean) gewechselt bin.
Die Schuppenbildung auf dem Kopf war seitdem weg, die im Gesicht blieb, wurde schlimmer und breitete sich aus. Ich muss dazu sagen, dass ich in meiner Jugend viel Haargel sowie Haarlack verwendet habe, was sich ebenfalls negativ auf die Symptome auswirkte, besonders, wenn man es nicht jeden Abend runterwusch. (Seit 10-12 Jahren, benutze ich nur noch Haarwachs)
Mein treuer begleiter in der Zeit war die Eucerin Gesichtscreme mit 5/10% UREA, mit der sich das Krankheitsbild recht gut eindämmen ließ.
Leider hinterließ sie einen sehr fettigen Film auf meiner Haut und daher hab ich sie meistens Abends nach dem duschen aufgetragen, damit sie über Nacht einziehen konnte.
Die roten stellen, wenn sie nicht gerade nässten, weil ich mir im Gesicht rumgespielt habe, konnte man dezent mit einem dem Hautton angepassten Naturkosmetik-Abdeckstift aus der Drogerie überdecken. (ja ich bin sehr eitel )
Diesen Zustand habe ich dann so ca. 7 Jahre lang mehr oder weniger ertragen, bis ich nach meiner Ausbildung und der Bundeswehrzeit in mein erstes Angestelltenverhältnis einzug.
Großraumbüro, schlecht klimatisiert, von morgens bis abends am Rechner, Undankbarkeit, Stress ohne Ende, Burnout...
Während dieser Phase hat sich mein Hautbild zusehens verschlechtert, sodass die Eucerin Creme auch nicht mehr wirklich half, sie war nur noch Ritual.
Also Griff ich bei heftigen Schüben zusätzlich zur Kortisoncreme von Fenistil (Hydrocort) und konnte es damit ganz gut eindämmen, natürlich mit schlechtem Gewissen, weil es ja bekanntlich die Haut enorm schädigt.
Anfang 2015 habe ich den Job geschmissen und mich dazu entschlossen zu studieren. Das Ekzem hatte sich mittlerweile seine Stammplätze am Körper gesichert.
1. zwischen der Brust bis Hoch zum Schlüsselbein
2. die komplette Unterseite des Kinns, Beginn leicht oberhalb der unteren Kieferknochen
3. Nasenflügel und seitlichen Wangen
4. Zwischen den Augenbrauen, ab und zu auch Augenbrauen
5. und oberhalb der Stirn, zum Haaransatz hin sowie die Koteletten
(hab ich etwas länger, bis Ohrläppchen, also eher Bart)
Da wären wir auch schon bei dem Hau(p)tproblem, der Bartwuchs.
Als dieser in meiner Entwicklung vermehrt einsetzte kam es mir so vor, als wäre ich gegen meine eigene Behaarung allergisch.
Also habe ich mich jeden 2.-3.Tag nass rasiert, auch am Körper (abends, nach dem Duschen, um die Haut über Nacht zu schonen), danach das Gesicht mit einem weichen Lappen abgeschuppt und trocken getupft, Fenistil auf die betroffenen Hautstellen geschmiert und zum Schluss vollflächig Eucerin bzw. hin und wieder auch die "Totes Meer" Salbe von Schaebens aufgetragen. Das Aloe Vera von meinem Palmolive Rasierschaum wirkte ebenfalls wohltuend und abmildernd. (ich habe mir jedes Mal das ganze Gesicht damit eingeschmiert)
Morgens sah die Haut wahnsinnig glatt und toll aus, es lief und hatte mich halbwegs zufrieden gestimmt. Aber wehe!, ich habe mal vergessen mich zu rasieren oder Abends zu duschen, wegen Party, Faulheit oder dergleichen, dann schlug das Ekzem mit voller Wucht zurück und ich hatte mindestens 5 Tage danach noch mit den Auswirkungen zu kämpfen.
Ich möchte auch noch dazu sagen, dass ich ca. alle 3-4 Wochen ins Solarium gehe (im Zeitraum Oktober bis Ostern, wie die Winterreifen), da es meinem Hautbild und der Abheilung schuppiger Stellen enorm weiterhilft.
So handhabte ich es jedenfalls bis ich mich vor einigen Wochen dazu entschloss mir einen Trockenrasierer AquaTouch von Philips zu besorgen, weil mich das permanente rasieren doch sehr nervte, speziell bei den unregelmäßigen Vorlesungszeiten.
Die Kortisonsalbe hatte ich mittlerweile auch abgesetzt, bzw. war sie alle und ich habe mir keine Neue besorgt.
Jetzt war jedenfalls Klausur- und Präsentationsphase und ich litt wie viele andere unter enormen Stress, der ja bekanntlicherweise das Ekzem fördert und Obwohl ich mittlerweile sehr gut mit Stress umgehen kann, bin ich trotzdem noch sehr ehrgeizig und zielstrebig und mache mir, wenn es um die Wurst geht enormen Leistungsdruck, der mich bis in den Schlaf begleitet.
Da mein Ritual mit dem Nassrasieren (nicht das Waschen!) durch den Trockenrasierer wegfiel, blieb mein Bart auf 2-3-TageBart-Niveau und das Unheil nahm seinen Lauf.
Es breitete sich viel schlimmer aus als jemals zuvor, brannte wie Feuer und ließ sich nicht mehr eindämmen, egal was ich tat. Ich habe mir die Schaebens "Totes Meer" Gesichtsmaske besorgt, brannte, wurde schlimmer, das Peeling der selben Marke, schuppte gut ab aber dann nässten alle Stellen extrem, waren feuerrot und bildeten neue, größere Schuppen.
Das "Totes Meer" Waschgel von Schaebens war der absolute Horror, als würde man einem die Hautabziehen. Also Klingen für den Nassrasierer besorgt und Hydrocortcreme gekauft. Das Gesicht erholte sich nur mäßig bis gar nicht, ich hatte ihm wohl zu viel angetan.
Wegen diesem Problem war ich dummerweise nie beim Arzt, dachte immer es sei eine Form von Neurodermitis, stressbedingt, ich lebte einfach damit.
Nun ging ich aber zum Hautarzt, weil ich Angst hatte, dass mein Hautbild sich nie wieder erholt.
Dieser guckte meine betroffenen Stellen kurz an und sappelte irgendwas von Horrorschem Ekzem (hatte leicht sächsischen Akzent), kein Neurodermitis, kann man eindemmen aber nicht besiegen. Pilzkulturen auf der Haut, vermehrte Talgproduktion, zu viel Hormone (das was ihr alle kennt)
Er verschrieb mir eine Salbe, die in der Apotheke extra für mich angemischt wurde, für glatte 5,- €.
Was soll ich sagen, 2 mal auftragen, morgens und abends, jeweils nach der Gesichtsreinigung und die Sache war nach 3 Tagen gegessen. Ich fühlte mich wie neugeboren.
Mit jedem Tag konnte man immer weniger Schuppen abrubbeln, bis sie ganz verschwunden waren und die Haut darunter der nicht betroffenen Partien glich.
Ich benutze die Salbe 1-2 mal die Woche nach dem Nassrasieren und auch nur auf den Hautstellen, wo das Ekzem mal war. Die restlichen Tage der Woche verwende ich meinen Trockenrasierer und nichts weiter.
Hier mal die Zusammensetzung der Salbe 50g:
(ich bewahre sie im Kühlschrank auf)
DEXAMETHASONUM 0,025g
CLOTRIMAZOLUM 1g
UNGUENTUM BASALIS DAC 48,975g
Vielleicht hilft diese Zusammensetzung ja der/dem einen oder anderen.
Mein Ritual hat sich jetzt darauf beschränkt weiterhin abends zu duschen, mindestens jeden 2.Tag, Haare wasche ich weiterhin mit Head'n'Shoulders, Gesicht nur noch mit lauwarmen Wasser, ggf. mit einem weichen Lappen, auch am Waschbecken.
Körper wasche ich mit einer ganz normalen Duschcreme ohne Alkohol.
Da ich zu vermehrter Pickelbildung am Rücken neige, habe ich das Schaebens "Totes Meer" Waschgel in Verbindung mit einem Rückenschrubber (aus Holz von Rossmann) ausprobiert und der scheint es prima zu vertragen, die Pickel sind so ziemlich verschwunden und es brennt auch nicht wie im Gesicht.
Cremes und Lotionen benutze ich nun gar nicht mehr, nur noch Wasser und nach dem nassrasieren (1-2x wöchentlich) die Salbe auf die ehemals befallenen Stellen, alles in bester Ordnung, nach kurzer Zeit hat die Haut ein geschmeidiges gesundes Aussehen und dass obwohl ich all die Jahre dachte, ich habe trockene Haut und muss nachschmieren.
Die Zeiten, an denen ich glitschig wie ein Aal durch die Gegend lief, sind nun zum Glück auch vorbei.
So, es ist nun doch eine ganze Menge an Text zusammengekommen, dabei hab ich noch vieles außer Acht gelassen.
Zu guter letzt schreibe ich euch noch erfahrungsgemäß, was bei mir über die Jahre das Hautbild besser, bzw. auch schlechter gemacht hat:
- Ausreichend Schlaf, 6-8 Stunden sind perfekt
- Stress vermeiden (sagt sich so einfach)
- jeden Abend vor dem Schlafen gehen Haare und Gesicht waschen
(beides mit Head'N'Shoulders - Classic Clean)
- nicht zu lange und nicht zu heiß duschen
- sanftes Abschuppen ermöglichen, keine Peelings, weichen Waschlappen + Wasser
- eine Lotion über Nacht einziehen lassen, ohne Alkohol, es sollte nicht brennen
(Eucerin TH 10% Urea Lotio hat mir sehr geholfen)
- bei schlimmen Schüben half nur Kortison (FeniHydrocort 0,5%/0,25% Creme)
- Nassrasur im Gesicht mit Aloe Vera-haltigem Rasierschaum
- Haare kurz halten
- Nicht zu oft Parfum nutzen, kein Rasierwasser
- keine Deodorants eher Deoroller benutzen
- kein Haargel oder Haarspray, das verklebt, lieber Haarwachs oder nichts
- nach jedem starken Schwitzen unbedingt waschen
- Kleidung nicht zu lange tragen, Neugekaufte unbedingt vorher waschen,
am besten ohne Zusätze wie Weichspüler
- Körperschmuck wie Ohrringe, Ketten etc. regelmäßig reinigen
- Solarium in den dunklen Monaten, alle 3-4 Wochen
- wenn man einen Bürojob hat, mindestens 1 Stunde an die frische Luft, Wochenende nutzen
- Zu Hause auch regelmäßig lüften, wenn möglich bei offenem Fenster schlafen
- trockene Heizungsluft meiden oder befeuchten
- Tierhaare in Verbindung mit warmen ungelüfteten Räumen waren bei mir der Horror
- mindestens 2-3 Liter trinken, besser noch mehr, hilft ungemein
- täglich frisches Obst essen, 1 Apfel o.Ä.
- Fertigessen meiden
- auch nicht zu scharf essen
- sich nicht im Gesicht rumfummeln, besonders in Großstädten als erstes Händewaschen, wenn man daheim ist
- Fingernägel kurz und sauber halten, da man sich sonst noch mehr keime in die betroffenen Stellen
holt, wenn man doch mal fummelt
- Meeresluft, Meerwasser und Sonne sind extrem wohltuend, im Urlaub ist man dazu auch noch entspannt
- Zum Rauchen kann ich nichts sagen, habe 17 Jahre geraucht, seit Januar 2016 nicht mehr,
konnte keinen Einfluss feststellen
- Alkohol hatte bei mir auch keinen Einfluss, außer ich habe die Nacht durchgemacht
und mich dadurch nicht gepflegt
Mit der neuen Salbe lasse ich einige Rituale außen vor und konnte bisher keinen Rückfall feststellen. Auch der 7-Tage-Bart holt das Ekzem bislang nicht zurück.
Eine Freundin hat mir noch die Imlan Creme Pur empfohlen (Wasser, Jojobaöl, Betulin), die hatte Ihr sehr gut geholfen gegen den Juckreiz und Entzündungen.
Vielleicht probier ich sie aus, wenn die Salbe alle ist und das Ekzem zurückkommt.
Ich halte euch weiterhin auf dem Laufenden.
Viele unschuppige Grüße
Marcus