Lieber Patrick,
nur nochmal kurz. Ich kann Dich wie gesagt, sehr gut verstehen. Manchmal würde ich auch am liebsten das Handtuch schmeißen und umgehe hier und da auch z. B. Familienfeiern weil ich immer das Gefühl habe, dass andere meine Veränderungen an den Haaren sofort wahrnehmen. Was sie aber letztlich wahrnehmen, sind vielleicht letztlich nur meine neue Frisur und mein zur Zeit eher gestresstes Wesen. Natürlich wird es schlimmer mit der Zeit. Und wenn mein Vorgänger hier schon von einem Milimeter-Schnitt gesprochen hat, so muss ich dazu sagen: Eure Wahrnehmung ist in dieser Hinsicht wirklich total falsch. Bei Männern fällt ein kürzerer Schnitt oder auch eine rasierte Glatze nun wirklich nicht auf. Bei uns Frauen sieht das anders aus. Wenn wir "Lücken" haben oder vielleicht sogar eine Glatze denkt jeder gleich: Owei und: die ist bestimmt krank. Ich möchte euch damit auch mal einen Denkanstoss geben - auch aus der Sichtweise, dass wir Frauen sowieso unter diesen gesellschaftlich perfekten Vorstellungen aus Film und Werbung leiden müssen.
Deshalb Patrick - es ist keine Schande mit einem Kurzhaarschnitt zum Fussball zu gehen. Keiner guckt deswegen dumm. Und ich finde auch nicht, dass Du deshalb und auch wegen dem Schwitzen keinen Sport mehr betreiben solltest. Gerade Sport löst Stress und aktiviert die Ausschüttung von Glückshormonen. Und ich glaube, das würde Dir momentan sehr gut tun. Entspannungsübungen natürlich auch, aber ich glaube, dass Du Dich momentan nur schwer konzentrieren kannst.
Ich möchte jetzt auch nicht weiter mit meinen Ratschlägen überfrachten. Sondern Dir nochmal eine therapeutische Behandlung ans Herz legen. Vielleicht gibt es ja Therapeuten, die auf die seelischen Faktoren bei Hautkrankheiten spezialisiert sind oder sogar mit Dermatologen (das wäre wohl das Optimum) zusammenarbeiten. In der Hautklinik gab es sowas vermutlich nicht, oder? Ansonten würde ich mal in Google nach den Begriffen suchen.
Ich würde das nicht einfach so über Bord schmeißen. Wir sind uns hier wohl alle darüber im Klaren, dass das nicht deine physischen Probleme löst aber es wird Dir helfen, deine Ängste und Sorgen in Worte zu fassen und damit umzugehen. Es kann Dir - wie schon gesagt - neue Lebensperspektiven eröffnen und natürlich auch deine Symptome ein wenig lindern. Aber das steht dabei nicht im Vordergrund. Wenn Du schon dabei bist, Dich aus dem Alltag - also vor allem der Schule - zurückzuziehen, brauchst Du professionelle Hilfe, die Dich ein bißchen auffängt und Dich wieder ein Stück weit auf deinen Lebensweg zurückbringt. Sorry, aber ich verstehe deine Eltern nicht, warum sie Dir da nicht stärker unter die Arme greifen.
Ehrlich gesagt klingt es manchmal so, als wärst Du zudem suizidgefährdet. Jemand, der so verzweifelt klingt und jede Hilfe von sich schleudert macht auf mich ganz schnell den Eindruck. Und glaub mir - auch dieses Gefühl kenne ich ein wenig. Aber mich wegen etwas umzubringen, dass zwar mein Leben einschränkt, mich aber auch nicht so einschränkt, dass ich mich z. B. nicht mehr alleine durchs Leben bewegen kann oder starke Schmerzen habe, das wäre einfach nur ein Verbrechen an dem Geschenk, dass mir zuteil geworden ist.
Ich bin übrigens über 10 Jahre älter als Du. Noch lange nicht alt und weise, aber auf dem Weg, einen Beruf zu erlernen, bei dem ich Menschen - hoffentlich später als Kunsttherapeutin - helfen kann. Das ist nun mein letzter Post hier in dem Thread zum dem Thema. Den nächsten Schritt Richtung "Hilfe holen" musst Du nun machen.
