Demodex brevis & Demodex folliculorum

Von Neurodermitis über Psoriasis bis Rosazea

Demodex brevis & Demodex folliculorum

Beitragvon eloy » 15.10.2016, 21:42

Demodex brevis - Die Kürzere & Demodex folliculorum - Die lange Dünne

Aus evolutionärer Sicht sind Menschen und Demodex sehr alte Freunde.

Ich möchte heute eine kleine Abhandlung über die keinen Biester in meinem Gesicht schreiben und zwar mit meinen Worten. Verständlich für alle und auch mit einem Schuss schwarzen Humor, ich habe den Kampf mit den Spinnentierchen (Verwandte der Spinnen und Zecken) aufgegeben und zwar bevor sich bei mir noch eine Phobie entwickeln konnte. Ich habe mich mit ihnen arrangiert!

Monatelang habe ich jeden Artikel den ich im Internet finden konnte gelesen und mir Stichworte gemacht, um einfach für mich Frieden zu finden. Denn ich habe es lange nicht verstanden, warum gerade ich?

In der Zwischenzeit weiß ich aber, dass jeder Mensch „wirklich jeder!“ mehr oder weniger diese Milben in seiner Gesichtshaut mit sich herumträgt. Dieser Gedanke hat mich gnädig gestimmt, ich rannte nicht mehr wie eine Geschuckte im Kreis.

Denn:

Ein Kommensale ist - im Gegensatz zum Parasiten - ein Lebewesen, das sich von den Nahrungsrückständen eines Wirtsorganismus ernährt, ohne ihn zu schädigen. Der Ausdruck Kommensalismus (lat. commensalis ‚Tischgenosse‘) wird für eine Form der Interaktion zwischen Individuen verschiedener Arten verwendet, die für Angehörige der einen Art positiv, für diejenige der anderen Art neutral ist.

In der ursprünglichen Definition, die auf die Arbeiten des belgischen Parasitologen und Paläontologen Pierre-Joseph van Beneden zurückgeht, ist ein Kommensale ein „Mitesser“, der für seine Ernährung auf einen Organismus einer anderen Art angewiesen ist, indem er an dessen Nahrung teilhat, diesen aber (im Gegensatz zu einem Parasiten) nicht schädigt. Bei engen räumlichen Zusammenleben wird der gebende Organismus Wirt und der sich miternährende Kommensale genannt. Dem Wirt entstehen dabei keine größeren vor- oder nachteiligen Effekte. Nur der Kommensale ist Nutznießer des Zusammenlebens und ist meist vom Wirt abhängig. Der Kommensale ernährt sich meist von Abfallstoffen oder dem Nahrungsüberschuss des Wirtes, entzieht diesem aber keine lebensnotwendigen Substanzen.

Die Tiere ernähren sich von Talg, drei oder auch mehr Tiere können einen Follikel bewohnen. Ich wurde ja auch schon leise belächelt, wenn ich sagte dass ich sie sehen kann. Nicht alle und nicht zu jeder Zeit, aber wenn ich einen 7 fachen Vergrößerungsspiegel nehme und meine Kopflupe aufsetze, mir dann z.B. die Kinnpartie anschaue oder auch den Bereich der Nasenflügel, sehe ich manchmal deutlich das lange Körperende von erwachsenen Tieren aus der Follikelöffnung heraus ragen. Rundherum um diesen Hinterleib des Tieres ist die Haut in 10tel Millimeterbereich gerötet.

Mit einem spitzen Gegenstand, z.B. die Klinge einer medizinischen Fadenschere, kann ich dann dieses Tierchen aus der Follikelöffnung herauslösen. Das witzige ist, ich habe beide Arten dieser Spezies auf meinem Gesicht, im Bereich der Stirn und Wangen, unter den Augen und am und hinter dem Ohr sind es eindeutig die »kurzen Dicken«... (das sind die Talgdrüsenmilben). Am Kinn und in der Nasefalte sind es die »langen Dünnen« deren Hintern manchmal aus der Follikelöffnung raus steht... (das sind die Haarbalgmilben).

Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch, bereits im frühen Säuglingsalter durch den Mutter-Kind-Kontakt beginnt der Befall. Mit zunehmenden Alter des Menschen nimmt die Dichte der Milben pro Follikel zu… da sitzen schon mal 3 oder mehr Milben in einen Haarbalg.

Jeden Tag entdecke ich auch die ein oder andere an meinen Wimpern herumspazieren, ja ich weiß, viele ekeln sich jetzt, ich habe mich früher auch geekelt, ich habe alles, wirklich alles versucht um diese Biester los zu werden. Bloß gut, dass man die nicht mit bloßem Auge sieht und ich praktisch nicht wegen diesen Milben noch von fremden Menschen angesprochen werde. Eine Rötung der Haut, mit leichten Keratosen der Follikel und follikulärer Schuppung in bestimmten Gesichtsarealen bemerke ich auch, die Haut fühlt sich dort sandpapierartig an.

Ein ausgeprägter Befall mit Haarbalgmilben findet sich häufig bei Menschen mit seborrhoischen Hauttyp, dazu gehöre ich auch nun mal, aber ich werde mich in Zukunft nur noch um die Behandlung und Linderung der SE kümmern, die Ängste und den Ekel, den ich früher wegen der Milben hatte sind nicht mehr so gravierend vorhanden. Trotzdem versuche ich in Zeiten wo die SE etwas milder verläuft, mit bestimmten Rezepturen, die Demodex Milbe etwas einzudämmen, ich weiß aber das ich sie mein ganzes Leben behalten werde!

L.G. eloy
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Re: Demodex brevis & Demodex folliculorum

Beitragvon Lavinia » 31.08.2018, 13:35

Vielen Dank Frau Dr. Eloy,

ich habe mir ihren Artikel, den sie mir ja wärmstens ans Herz gelegt haben, genau durchgelesen. Ich verstehe jetzt auch endlich die Zusammenhänge! :roll:
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Re: Demodex brevis & Demodex folliculorum

Beitragvon eloy » 02.09.2018, 18:59

Danke @Lavinia :)

Haarbalg- und Talgdrüsenmilben

Haarbalgmilben (Demodex folliculorum) und Talgdrüsenmilben (Demodex brevis) besiedeln die Haut des Menschen. Bei etwa 95 Prozent der Gesunden sind diese etwa 0,25 bis 0,4 mm langen Ektoparasiten in den Follikeln des Gesichts und der behaarten Kopfhaut zu finden. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch. Der Befall beginnt schon bei Säuglingen mit dem ersten Mutter-Kind-Kontakt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Dichte der Milben pro Follikel zu.

Meist sind die Milben harmlos, jedoch können sie auch eine entzündliche Talgdrüsenerkrankung im Gesicht (Demodikose) hervorrufen. Ein ausgeprägter Befall mit Haarbalgmilben findet sich häufig bei Menschen mit seborrhoischem Hauttyp, berichten die Autoren um Professor Pietro Nenoff aus Mölbis in ihrer CME-Fortbildung zu Ektoparasitosen.

Zum klinischen Bild bei stark mit Haarbalgmilben befallenen Hautarealen finden sich follikulär gebundene entzündliche Papeln oder Papulopusteln. Die Haut kann pityriasiform schuppen und juckt zum Teil.

Die Autoren machen darauf aufmerksam, dass bei Patienten mit therapieresistenten rezidivierenden oder granulomatösen Rosazeaartigen Dermatosen im Gesicht immer auch an eine Demodikose gedacht werden sollte. Dies gelte auch für Läsionen, die einer perioralen Dermatitis gleichen.

Typisch für eine Demodikose sind streng einseitige, randbetonte, erythematöse und papulopustulöse Läsionen, die vorzugsweise an einer Wange, am Kinn oder an der Stirn auftreten.

Differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden müssen die Rosacea papulopustulosa, eine periorale Dermatitis, ein seborrhoisches Ekzem und die Tinea faciei.

Zur Therapie stehen topisch und systemisch wirksame Präparate zur Verfügung. Metronidazol kann lokal und systemisch angewandt werden. Eine Alternative ist orales Doxycyclin (zweimal täglich 100 mg). Mit Erfolg wird zudem eine insektizid wirkende 5-prozentige Permethrin-Creme eingesetzt.
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